Jahreswirtschaftsbericht 2003 über den Historischen Hauberg Fellinghausen

Inhalt

  1. Haubergsversammlung
  2. Haubergsteilung
  3. Räumen und Schanzenmachen
  4. Lohschälen
  5. Hacken und Brennen, Saat
  6. Getreideernte
  7. Nachpflanzen
  8. Gattern
  9. Meiler
  10. Latèneofen
  11. Öffentlichkeitsarbeit
  12. Sonstiges

Haubergsversammlung

Die Haubergsversammlung fand am 22.11.2002 statt. Unter Anderem wurde beraten und Beschluss gefasst über den Ausbau des Erzebachweges, der zur Holzabfuhr in den kommenden Jahren dringend benötigt wird.

[Inhalt]

Haubergsteilung

Am 21.1.2003 nachmittags fand das Haubergsteilen durch den Vorstand der WG bei Temperaturen um 4°C statt, nachdem auf der Jahresversammlung die Zuteilungsansprüche der Genossen abgeklärt worden waren. Dem Teilen folgte eine Periode mit viel Regen und Schnee (bis zu 34 cm Schneehöhe am 5.2.!), sodass das Räumen nur zögerlich begonnen wurde.

[Inhalt]

Räumen und Schanzenmachen

Das Räumen war Mitte März beendet. Die Temperaturen lagen jetzt schon bei 8 bis 10 °C. Das Schanzenmachen zog sich bis zum 25.4.2003 hin. Insgesamt wurden 182 Stück angefertigt. Sie wurden überwiegend (100) an die Bäckerei Kiehl in Grissenbach verkauft, der Rest an Backesvereine (70) sowie an die Stadt Kreuztal (12, Ferienspiele, s.d.)

[Inhalt]

Lohschälen

Bereits Mitte April stiegen die Temperaturen auf über 20 °C. Entsprechend früh begann auch das Lohschälen bereits am 30.4.2003. Schon am 23.5. waren alle Jähne geschält und am 26.5. alle Lohe abgenommen und gebündelt. Von 136 Schälstangen wurden diesmal 463 kg Lohe geerntet, d.h., im Durchschnitt je Stange 3,4 kg. Die gesamte Lohe wurde an die Rotgerberei Rendenbach in Trier abgegeben.

[Inhalt]

Hacken, Brennen, Saat

Das Fräsen der Buchweizen-Teilfläche fand am 31.5.2003 statt, die Buchweizensaat am 3.6.2003.

Die Roggenfläche wurde am 15.8.2003 gefräst.

Am 16. August fand das erste Brasenklopfen bei Temperaturen um 22 °C statt, am 19.8.2003 das zweite Brasenklopfen (19 °C) und am 20.8. 2003 das Brasenbrennen bei 22°C mit 30 Haubergsfeuern. Das Brennen war diesmal wegen der seit Ende Juli andauernden Dürre etwas riskant. Glücklicherweise hatte es am 18.8. wenigstens 14,8 mm Regen gegeben.

Am 22.8. wurde die Asche zerworfen.
Roggensaat und anschließendes Abschlusstreffen der „Aktiven“ in der Hütte Herling fanden am 6.9.03 statt. Der Roggen ist sehr gut aufgelaufen.

[Inhalt]

Getreideernte

Der Haubergsroggen blühte bereits am 2.6.2003 und war wegen der hohen Temperaturen im Monat Juli sehr früh reif. Der größte Teil des Roggens wurde schon am 29.7.2003 bei 21°C geschnitten und zu 10 Rittern aufgestellt. Das restliche Korn haben die Kinder der Kreuztaler Ferienspiele am 5.8.geschnitten und zu 2 Rittern zusammengestellt.

Die Ritter, ausgenommen die von den Kindern errichteten, wurden wieder an Kirchengemeinden und Vereine abgegeben.

Einem Sonderzweck wurde ein Teil der Roggenernte dieses Jahres zugeführt: Die schönsten Halme sind zur Herstellung eines „Biggern“, d.h. einer Bienenwohnung gesammelt und gespendet worden, welches beim Jubiläums-Festzug 2004 in Müsen gezeigt werden soll.
Der Buchweizen hatte wegen der Sommerdürre nur mäßige Entwicklungsmöglichkeiten (vom 6. Juli bis 28. August fielen nur 76 mm Regen!) und erfror weitgehend beim ersten Frost am 23.bis 25. Oktober.

[Inhalt]

Nachpflanzen

Auch im Jahre 2003 wurde der vorjährige Haubergschlag (2002) mit 1000 Traubeneichen im Verband von ca. 3 x 3 m überpflanzt, um der Überalterung der Stöcke entgegenzuwirken.

[Inhalt]

Gattern

Der Haubergsschlag 2003 ist zur Verhütung von Wildverbiss bereits bald nach dem Räumen und Schälen (Mitte Juni ) gegattert worden. Als Ausgleich wurden alte Gatter entfernt und die betreffenden Flächen wieder für das Wild freigegeben.

[Inhalt]

Meiler

Der Meiler 2003 wurde am Mittwoch nach Pfingsten (11.6.)mit rd. 11 rm (etwa 6100 kg) Haubergsholz mit 4 Helfern errichtet, am 12.6. morgens angezündet und nach einer Brenndauer von nur 5 Tagen zuzüglich 2 Tage Abkühlungszeit am 17. Juni mit 8 Helfern geöffnet. Die Verkohlung war wegen des gut abgelagerten Zustandes des Holzes (Hieb: Sommer 2000!) sehr zügig vor sich gegangen und bis auf wenige Resthölzer gelungen. Es wurden 1250 kg Holzkohle geerntet. Das entspricht einer Gewichtsausbeute von 20,5%, die über dem Idealwert von 20% liegt. Von der Holzkohle wurde eine Teilmenge von 108 kg an die Arbeitsgruppe Latèneofen abgegeben, der Rest in kurzer Zeit als Grillkohle verkauft. Auch 2004 soll ein Meiler errichtet werden, und zwar wieder am Mittwoch nach Pfingsten.

[Inhalt]

Latèneofen

Im Latèneofen wurde 2003 ein Verhüttungsversuch am 15. – 17. Juli mit großzügiger finanzieller Förderung durch die Stadt Kreuztal unternommen.

Es wurden 25 kg Erz und 78,8 kg Holzkohle eingesetzt und eine Luppe von 7,8 kg Gewicht geerntet. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass die Temperatur im Ofen wiederum nicht ausgereicht hat, um alles Erz zu schmelzen.

Erstmals wurde ein Digital-Thermometer eingesetzt, welches den Temperaturverlauf aufzeichnet und dadurch eine genaue Kontrolle der Temperaturverhältnisse erlaubt.
Die Höchsttemperatur betrug diesmal 1119 °C; während der meisten Zeit innerhalb des Verhüttungsversuches lagen die Temperaturen im Bereich zwischen 800 und 1000 °C.

In der Luppe findet sich wieder feinst verteiltes (so nicht verwertbares) metallisches Eisen. Das übrige Eisen liegt in unvollständig reduzierter Form (Fe3O4) vor.

Inzwischen besteht der Eindruck, dass die Belüftung des Ofens durch natürlichen Wind und Kaminwirkung nicht ausreicht. Ein im Frühsommer 2004 geplanter neuer Versuch soll diesem Mangel Rechnung tragen.

Ebenfalls mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Kreuztal wurde Anfang Juni 2003 nahe beim Latèneofen ein Wetterunterstand aus 90 Schälstangen auf einem Grundriss von 3 x 3 m mit kleinen Betonfundamenten errichtet. Der Unterstand war notwendig geworden, weil die Arbeitsgruppe Latèneofen witterungsunabhängig arbeiten können und vor allen Dingen ihre wertvollen schriftlichen Belege und teuren Instrumente vor Regeneinfluss schützen muss.

[Inhalt]

Öffentlichkeitsarbeit

  1. ) Führungen

    Nach der anliegenden Statistik des FA Hilchenbach wurden im Berichtsjahr 1475 Personen in 63 Gruppen im Hauberg geführt. Das bedeutet eine Steigerung um rund 19% gegenüber dem Vorjahr. An der geführten Personenzahl war das FA Hilchenbach zu 63% mit 3 Führern, das FA Siegen zu 37% mit 4 Führern beteiligt. Von den Gruppen entfallen 62% auf das FA Hilchenbach, 38% auf das FA Siegen.

    Bei den geführten Gruppen entfielen 38 % der Personen auf Grundschulklassen, 1,4 % auf Kindergärten, 10,9 % auf Gymnasien, 6,4 % auf Studenten und 2,2 % auf die Ferienspiele. Insgesamt waren also 58,9 % der geführten Personen junge Menschen, der Rest Vereine und sonstige Gruppen (27,5 %), Naturschutzgruppen (1,3 %), Fachwissenschaftler (6,7 %) und praktizierende Forstwirte bzw. Waldbauern (5,7%).

    Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Gymnasiasten an der Zahl geführter Personen.

  2. ) nicht organisierte Besuche

    Die Zahl der nicht offiziell registrierten Besucher von Hauberg, Meiler und Latèneofen kann wiederum nur geschätzt werden. Sie dürfte die Größenordnung von 1400 Personen haben, sodass die Jahres-Besucherzahl einen neuen Rekord von rund 2800 Personen aufweist.

  3. ) Haubergs-Lexikon

    Am 14.12.2002 wurde das vom Waldgenossen Alfred Becker verfasste Buch „Haubergs-Lexikon“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Es enthält auf 368 Seiten mit 243 Abbildungen Erläuterungen zu 71 Hauptstichworten aus dem Bereich des Siegerländer Haubergs sowie im Anhang Rechtsvorschriften und sonstige Regelwerke zum Hauberg aus 5 Jahrhunderten.

    Ein großer Teil dieses Buches ist dem Historischen Hauberg Fellinghausen gewidmet bzw. fußt auf Beobachtungen und Erkenntnissen aus dem Historischen Hauberg. Mit Fug und Recht kann daher gesagt werden, dass es sich bei diesem Buch auch um Öffentlichkeitsarbeit aus dem Historischen Hauberg handelt.

  4. ) Kreuztaler Ferienspiele

    Wie im Vorjahr hatte der AK Historischer Hauberg wieder seine Beteiligung an den Ferienspielen der Stadt Kreuztal angeboten. Die Ferienspiele wurden gemeinsam mit der Stadt Kreuztal vorbereitet und durchgeführt.

    Am 5.8.2003 haben 16 Schülerinnen und Schüler bei glühender Hitze im Jahresschlag 2002 Roggen mit dem „Gräser“ (der Sichel) geschnitten und zu 2 Rittern zusammengestellt.

    Am 6.8. haben die Schüler die Ritter aufgelöst und die einzelnen Garben in Jutesäcken mittels Haselstecken ausgedroschen, Das in der „Fäjwann“ grob gereinigte Korn hatte ein Gewicht von 11 Kilogramm. Parallel zum Dreschen fand eine Waldwanderung unter sachkundiger Führung, verbunden mit einem Haubergs-Quiz, statt. Die Gewinner des Quiz erhielten von der Stadt Kreuztal gestiftete Buchpreise und als ersten Preis einen Weihnachtsbaum, der vor Weihnachten 2003 in einem Waldstück im Stadtgebiet von Kreuztal nach Anweisung von Förster Kordes geschlagen werden darf.

    Am 7.8. fuhr ein Bus zur Nenkersdorfer Wassermühle, wo der Müller Friedhelm Weber seine Mühle und ihre Funktionen vorstellte, das Korn aus dem Haubergsjahr 2002 im Beisein der Kinder mahlte und nicht zuletzt noch einen kräftigen Imbiss mit Getränken für die Schüler spendierte.
    Der krönende Abschluss fand am Backhaus der Familie Müller in Mittelhees statt. Aus dem Nenkersdorfer Mehl und weiteren Zutaten hatte Bäcker Fischer aus Kredenbach 50 Brotlaibe geformt. Im Backhaus waren 12 Schanzen aus dem Hauberg verbrannt und damit das Ofengewölbe rotglühend gemacht worden. Nur eine Stunde dauerte es, bis die ersten knusprig-braunen Brote aus dem Ofenloch gezogen werden konnten. Einige Brote wurden an Ort und Stelle mit Heißhunger verzehrt. Aber für jedes Kind blieb noch ein Brot zum Mitnehmen nach Hause.

    Den beteiligten Kindern sah man an, dass ihnen die Ferienspiele im und um den Hauberg viel Spaß gemacht hatten. Vor allem hatten sie aber gelernt, wozu der mühsame Roggenanbau im Hauberg nützlich war, zu Zeiten, als man noch nicht in jedem Supermarkt Brot in Hülle und Fülle kaufen konnte.

    Die Begleitpersonen aus dem AK Historischer Hauberg (F.J. Kordes, M. Sorg und A. Becker) waren wie die Eltern und schließlich auch die Stadt Kreuztal sehr angetan vom Verlauf der Ferienspiele, sodass eine Wiederholung in 2004 möglich scheint.
    Die Siegener Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 12.8.2003, S. 7, über die Ferienspiele Kreuztal im Fellinghäuser Hauberg

  5. ) Diavortrag Hauberg

    Die Caritas-Konferenz Weidenau hatte für den 20.1.2003 zu einem Dia-Vortrag über den Siegerländer Hauberg, seinen Ursprung, seine Bedeutung und seine Zukunft eingeladen. Etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden den Vortrag interessant und lehrreich und bedankten sich beim Referenten.

  6. ) Jahrestagung der AFSV

    Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Forstliche Standorts- und Vegetationskunde, deren Mitglieder Forstwissenschaftler, Botaniker, Geologen, Bodenkundler, Standortkundler und praktizierende Forstleute aus der ganzen Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland sind, fand 2003 vom 17. bis 20. September in Freudenberg statt. Sie stand unter dem Motto: Geschichte und Zukunft des Waldes im Siegerland unter Berücksichtigung der standörtlichen Gegebenheiten.

    Am 19.9. führte die AG eine Lehrwanderung mit rd. 100 Teilnehmern im Fellinghäuser Hauberg durch. 5 erfahrene Haubergsführer erläuterten die Waldstadien und Arbeitsgänge im Hauberg ebenso anschaulich wie die wirtschaftliche Bedeutung des Haubergs in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

    Die Teilnehmer waren stark beeindruckt vom Historischen Hauberg und äußerten mehrfach die Bitte, diese Einrichtung auf jeden Fall fortzuführen und nach Möglichkeit auszubauen.
    Auch für den Fellinghäuser Hauberg war diese Veranstaltung das herausragende Ereignis des Jahres.

[Inhalt]

Sonstiges

  1. Die Diplomarbeit des Lehramtsstudenten Volker Weissenberg an der UNI Köln zum Thema „Waldgeschichte des Siegerlandes seit der letzten Eiszeit bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung des Grundsatzes der Nachhaltigkeit der Waldnutzungen“ ist fertig gestellt und liegt dem AK Historischer Hauberg vor.

  2. Wildschweine im Hauberg

    In den ersten Augusttagen haben Wildschweine den Kornschlag aus dem Jahre 2002 heimgesucht und einen Teil der Roggenernte zunichte gemacht, d.h. gefressen.

    Glücklicherweise hatte die Waldgenossenschaft kurz zuvor die größte Fläche abgeerntet. Aber die für die Kreuztaler Ferienspiele reservierte Teilfläche war nur noch zur Hälfte nutzbar, die andere Hälfte am Boden zertrampelt.

  3. Fahrt zum Museum Neandertal

    27 Personen waren der Einladung der Waldgenossenschaft Fellinghausen zu einer Busfahrt am 19.8. 2003 in das Museum Neandertal bei Mettmann im Nahbereich von Düsseldorf gefolgt. Die Einladung war als kleine Aufmerksamkeit der WG für die Aktiven im Hauberg und ihre Angehörigen sowie die Mitglieder des Arbeitskreises Historischer Hauberg gedacht. Im Museum wurde den Teilnehmern fachkundig erklärt, wo und wie die „Neandertaler“ gelebt haben und welche Beziehung wir „modernen“ Menschen zu ihnen haben könnten. Es war ein schöner und zugleich lehrreicher Ausflug, der übrigens der Anregung eines Haubergsgastes zu verdanken war.

    Der WG sei hiermit herzlich gedankt.

[Inhalt]

Alfred Becker